Wir hielten eine Rede bei der Demokratiedemo am 8.6. in Hanstedt. Die Demo war ein Tag vor der Europawahl. Hier die komplette Rede, die Linda und Alex für Jugendcafé und Jugend gegen Rechts dort hielten:
Wir haben heute meine Geschichtsbücher dabei.
Was haben wir in diesen gelernt? Wir haben alle von den grausamen Verbrechen des Nationalsozialismus gelernt. Wir haben gelernt, dass es nicht unsere Schuld ist, was damals geschah, aber wir haben auch gelernt, dass es unsere Verantwortung ist, an die scheußlichen Verbrechen der Nazis zu erinnern und zu verhindern, dass es jemals wieder soweit kommt. Zu verhindern, dass wir auch nur einen einzigen Schritt in diese Richtung tun. Und trotzdem sitzen heute wieder Nazis im Bundestag. Denn wer davon spricht, Menschen zu entsorgen, wer sagt, der Holocaust würde sich heutzutage wieder lohnen, wer Pläne für eine Massendeportation schmiedet, der ist Nazi, da gibt es keine Diskussion.
Man müsste meinen, jetzt müsste jeder aufstehen und lautstark gegen Rassismus, gegen Intoleranz und gegen Rechts protestieren. In Hanstedt haben wir heute viele Menschen, die genau das tun. Doch leider ist nicht jeder Mensch so toll wie ihr alle heute. Aber woran liegt das?
„Sei schlau wähl blau“
Werfen wir nochmal einen Blick in unser Geschichtsbuch. Die NSDAP hat damals das zu der Zeit neueste Medium, also das Radio, genutzt um ihre Ideologien zu verbreiten. Schauen wir uns die Strategie der AfD an, fällt auf, dass diese genau das gleiche tun, indem sie das neue Medium TikTok nutzen. Leicht beeinflussbare junge Menschen hören dort Sätze wie „Echte Männer sind rechts“ und „Sei schlau wähl blau“. Schaut man in die Kommentarspalten solcher Videos, sieht man lauter blaue Herzen (das Erkennungsmerkmal der AfD auf TikTok).
Was können wir dagegen tun? Genauso wie wir heute den Raum der Straße einnehmen, müssen wir auch den digitalen Raum einmehmen. Dazu braucht es nicht viel. Keine Videoschnittexpertise, kein Geld, kein aufwendige Technik. Nur einen Einstieg in die Handyapp und dann kann es losgehen, Tiktok zurückzuerobern. Dafür mache ich hier auch eine Veranstaltung bei Pro Demokratie Hanstedt.
Gute Sozialpolitik? Fehlanzeige!
In letzter Zeit haben uns einige Krisen erschüttert. Die Probleme häufen sich, alles wird teurer, viele Menschen haben Zukunftsängste. Gute Sozialpolitik? Fehlanzeige, 1 Prozent der Deutschen besitzt fast 35 % des gesamten Vermögens in Deutschland. Schaut man sich die Reichtumsverteilung der Welt an, sind die Unterschiede noch extremer. Doch viele Menschen, die unter der Inflation leiden, schauen nicht nach oben, sondern nach unten, und hetzen gegen Flüchtlinge. Die Lage wird noch mehr zugespitzt, durch eine zunehmende Entfremdung innerhalb der Bevölkerung, verursacht durch die Corona-Krise, die Digitalisierung und ein Mangel von Orten der Begegnung, in denen kein Geld ausgegeben werden muss. Wie können wir also gegen diese Problematik vorgehen?
Lasst uns kämpfen!
Gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen ist auf jeden Fall ein guter Anfang. Aber es reicht nicht, nur gegen etwas zu sein, sondern wir müssen auch selber für etwas stehen. Wir müssen einen Gegenentwurf zu rechten Gruppierungen haben. Eine Gesellschaft aufbauen, in der wir zusammenhalten, uns gegenseitig helfen, unsere Nachbar*innen kennen. Jeder Mensch muss sich wertgeschätzt fühlen. Jeder muss sich gehört, ernstgenommen und als Teil unser Gesellschaft fühlen. Wir müssen dafür kämpfen, dass es allen Menschen gut geht, dass jeder Mensch so sein darf, wie er ist. Dass Menschen, die dazu gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen, hier Schutz finden und in die Gesellschaft aufgenommen werden. Wir brauchen Räume, in denen wir uns begegnen können, und als Gesellschaft zusammenwachsen können, in denen unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen und Vorurteile ausgeräumt werden können. Um das zu erreichen, können wir alle einen Beitrag leisten. Indem wir uns für unsere Stadt engagieren, und zum Beispiel über das Format der Tischgespräche beispielsweise ein Straßenfest zu organisieren, oder sich für die Einrichtung eines Internationalen Cafés einzusetzen. Aber für eine bessere, sozialere Gesellschaft kann man sich auch durch ehrenamtliche Arbeit oder den Beitritt in einem Verein einsetzen. Und im alltäglichen Leben, indem wir allen Menschen unvereingenommen und freundlich begegnen, einander zuhören und miteinander reden. Indem wir rechte Hetze und Vorurteile nicht unkommentiert lassen, und uns deutlich gegen die AfD positionieren! Lasst uns kämpfen für eine bunte Gesellschaft voller Hoffnung auf die Zukunft. Lasst uns kämpfen für eine Gesellschaft in der die AfD keine Chance hat!
Zu der Demonstration gab es auch einen Wochenblatt-Artikel. Dort wird fälschlicherweise behauptet, dass Linda die Rede für Fridays for Future gehalten habe.